Die Ausbildung zum Mathematisch-technischen Softwareentwickler (MATSE) ist ein neuer Ausbildungsgang mit Ursprung in Nordrhein-Westfalen. Er wird seit 2008 angeboten und gehört damit zu den jungen Ausbildungsberufen.
Die Fähigkeit, komplexe naturwissenschaftlich-technische Aufgabenstellungen auf Modelle der Mathematik abzubilden und diese Modelle in objektorientierte Software umzusetzen erfährt eine stetig steigende Nachfrage. Das liegt insbesondere am Fortschritt in der Computer-Technologie im Allgemeinen. Vor 10 Jahren gab es zwar schon Computer, das Internet und objektorientierte Programmierung. Seit dem haben neue Technologien wie 3D-Darstellungen, intelligente Gestenerkennung, Lage- und Beschleunigungssensoren, und Bilderkennung den Weg zum Konsumenten gefunden.
Dies Verbindet sich mit einem Wandel in der Prozessortechnik – der Basis für jede Art der Programmierung. Die jährliche Verdoppelung der Taktfrequenzen hat ein Ende gefunden, stattdessen setzen Prozessorhersteller heute auf massive Parallelisierung.
Diese Veränderungen haben massive Auswirkungen auf jede Art von Ausbildungen im Bereich der Softwareentwicklung. Insbesondere fordern diese Technologien ein umfangreiches Wissen über mathematische Zusammenhänge und deren Umsetzung in Software.
Die Ausbildung zum MATSE greift diese neuen Anforderungen auf und bietet eine Ausbildung, die sich an der vollständigen Problemlösungskette mathematisch-technischer Herausforderungen orientiert: Vom mathematisch-technischen Problem über Auswahl und Anwendung passender mathematischer Modelle, der Übertragung in interative, numerische Algorithmen bis hin zur Implementierung dieser Algorithmen in Software.
Während man zuerst vielleicht geneigt sein mag, diese Fähigkeiten dem Ingenieurwesen oder dem produzierenden Unternehmen zuzuordnen, so zeigt allein schon der Blick auf bereits jetzt für Endverbraucher am Markt verfügbare Endgeräte deren Notwendigkeit für die Entwicklung moderner Software.
Viele “Apps” für Smartphones und vergleichbare Geräte verwenden Technologien wie Geolocation, Lagesensoren, Bilderkennung, Gestenerkennung und komplexe 3D-Darstellungen. Nahezu alle aktuellen mobilen Endgeräte bringen entsprechende Sensorik mit.
Bisher gibt es Niedersachsen eine entsprechende Ausbildung nur an Universitäten und Fachhochschulen. Ein solches – sehr selbständiges – Studium ist jedoch nicht für jeden Schulabsolventen geeignet, unabhängig von seinen tatsächlichen Begabungen.
Um hier Abhilfe zu schaffen entwickeln wir am b.i.b. International College derzeit eine entsprechende, vorwiegend schulische Ausbildung unter enger Einbindung der nachfragenden Unternehmen. Noch sind viele Hürden zu nehmen, denn die verantwortlichen Kammern tun sich zunehmend schwer, vorwiegend schulische Ausbildungsgänge in Ausbildungsberufen zu akzeptieren. Dennoch hoffen wir, diese Ausbildung ab dem Wintersemester 2015/16 anbieten zu können!